Freitag, 07. Februar 2020

Auf Glatteis Impulse unterdrücken und sicher fahren

Im Winter auf Schnee und Eis die Kontrolle über das Auto zu verlieren, macht Angst. Die üblichen physikalischen Regeln gelten dort nicht. Wie wir entgegen unserer Intuition richtig reagieren können.

Manche fürchten sich davor, andere suchen danach: verschneite oder vereiste Strassen. Das Gefühl, dass das Auto nicht genau das macht, was man als Fahrer im Sinn hat, beschert ein mulmiges Gefühl. Ist es da überhaupt möglich, dass man sich sicher fühlt?

Zu einem grossen Teil, ja. Eine gewisse Portion Respekt davor zu haben ist nie falsch. Denn die Verhältnisse sind bei uns in der Schweiz sehr unterschiedlich und abhängig von Temperatur, Tageszeit und Schneemenge. Wie jedoch kann man die Angst überwinden? Viele wissen in der Theorie, dass man nicht voll bremsen sollte, wenn das Heck ausbricht.

Tipps für Fahren auf Schnee

  • Profiltiefe der Winterreifen, mindestens 4mm
  • Immer genügend Abstand zum Vordermann halten
  • Genügend Zeit für die Fahrt einplanen
  • Langsam und vorausschauend Fahren
  • Den Blick immer zum Ziel gerichtet halten
  • Achtung, wenn der Schnee am Strassenrand schmilzt – das Schmelzwasser könnte gefroren sein
  • Alle Manöver (Lenken, Bremsen, Gas geben, Schalten) behutsam und mit Gefühl ausüben
  • Darauf achten, dass Räder nicht durchdrehen. Mit niedriger Drehzahl beschleunigen und in hohen Gängen fahren
  • Ruhig bleiben und sich nicht hetzen lassen

Ist man tatsächlich in einer solchen Situation, sieht der erste Impuls oft anders aus und reagiert schneller als der Kopf: Wir wollen einfach nur, dass das Auto stehen bleibt. Unsere Erfahrung sagt uns, dass bremsen Stillstand bedeutet – also treten wir mit aller Kraft in die Eisen, obwohl wir es eigentlich besser wissen würden.

Impulse trainieren

Da dieser Impuls schneller ist als unser Kopf, müssen wir unsere Intuition

trainieren – und das geht nur durch Übung. Wenn wir also selbst fühlen, welchen Unterschied es macht zwischen unserem Impuls und dem «Richtigen», können wir uns ein Stück weit umprogrammieren. Wie reagiert werden muss, wenn das Auto nicht mehr macht was es soll, hängt davon ab, ob es unter- oder übersteuert worden ist.

Beim Untersteuern verlieren die Vorderräder die Bodenhaftung und das Auto schlittert mehr oder weniger gerade aus der Kurve raus. In diesem Fall darf entgegen des ersten Impulses nicht noch mehr eingelenkt werden, sondern im Gegenteil, die Lenkung sollte gelöst werden. So finden die Räder am ehesten wieder Bodenhaftung.

Beim Übersteuern verlieren die Hinterräder die Bodenhaftung und das Heck bricht aus. In diesem Fall sollte leicht gegengelenkt werden, also in diese Richtung, in die das Heck ausgebrochen ist. Zudem kann es hier, wie auch beim Untersteuern helfen, ganz leicht das Gas anzutippen, damit sich der Schwerpunkt für diesen kurzen Moment auf die Räder verteilt. So bewegt sich das Auto in die gewünschte Richtung. Ein Durchdrehen der Räder sollte jedoch auf jeden Fall vermieden werden.

Wie ein Auto reagiert, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab: Reifentiefe, Vorder- Hinter- oder Allradantrieb, Assistenzsysteme, Witterungsverhältnisse und nicht zuletzt dem Fahrverhalten.

Mit Winterfahrtraining sicher fahren

Bei einem Winterfahrtraining werden oft kurz die physikalischen Regeln vorgestellt, die gelten, wenn die Strasse schnee- oder eisbedeckt ist. Anschliessend werden auf einem Schnee- Eis oder Wassertrack diverse Übungen und Parcours durchgeführt und geübt. Über Funk stehen die Experten dabei in ständigem Kontakt mit den Kursteilnehmenden und geben ihnen Feedback und hilfreiche Tipps. Ein solches Fahrtraining dauert normalerweise den ganzen Tag, damit zuerst ein Gefühl für dieses spezielle Fahren entwickelt und anschliessend darauf aufgebaut werden kann. Bestenfalls wird jedes Jahr ein solches Training absolviert. Denn dieses Gefühl des Fahrens auf glattem Untergrund geht über die Sommermonate vergessen und die Intuition der Vollbremse und des zu starken Lenkens könnte wieder Überhand gewinnen.


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