Freitag, 22. Oktober 2021

Formel V – die wildeste Rennserie aller Zeiten

Als die ersten zehn Formel V Rennwagen aus den USA nach Europa importiert wurden, verbreitete sich das Rennfieber rasant – und motivierte einige Herren, selbst solche Rennwagen zu bauen. Zwei solche Rennwagen befinden sich in der AMAG Classic Collection.

Das Formel V Fieber begann 1957 in Florida, als der Amerikaner Hubert L. Brundage das erste Formel V Konzept baute. Damit legte er den Grundstein fürs VW-Racing in den USA.

1965 brachten Ferdinand Porsche und sein Rennleiter Huschke von Hanstein die ersten zehn Formel V aus den USA nach Europa. Im Mai desselben Jahres wurden sie im Rahmen des Bergrennens in Eberbach dem Publikum vorgestellt. Die Rennwagen mit Rohrrahmen, Motor, Getriebe und Vorderachse des VW Käfers stiessen hierzulande auf grosses Interesse und so entstanden auch im deutschsprachigen Raum neue Konstruktionen.

Der VW Käfer diente als Vorlage für die Rennwagen der Formel V

Ausgestattet mit 1200- und 1300-cm³-Motoren stellten sich Rennen der Formel V als äusserst spannend heraus, mit vielen Überholmanövern, die den Puls in die Höhe schiessen liessen und leider nicht selten auch in schweren Unfällen endeten. Rainer Braun, langjähriger TV Moderator und selbst erfolgreicher Formel V-Pilot der ersten Stunde, bezeichnete es als «wildeste Rennserie aller Zeiten». Bald war die ganze Welt im Rennfieber – und die Formel V mauserte sich zum Talentschuppen des grossen Motorsports: Fahrer wie Niki Lauda, Dr. Helmut Marko, Dieter Quester oder Harald Ertl legten in der Formel V den Grundstein für ihren Erfolg.

Die AMAG zählt zwei Formel V Rennwagen zur AMAG Classic Collection:

Formel V ZARP

Der Schweizer Rennfahrer Jürg Dubler begeisterte sich bereits 1965 für die am Bergrennen in Eberbach präsentierten Rennwagen und wollte selbst einen herstellen. Mit zwei Kollegen zusammen gründete er die «Zürich Automobile Racing Partnership» (ZARP). Mit den Teilen eines verunfallten VW Käfer 1300 begann er im Herbst desselben Jahres im zürcherischen Oberhasli in einer 18 Meter langen Garage mit dem Bau seines eigenen Rennwagens.

Im Rahmen einer Pressekoferenz in Lignieres wurde der erste Rennwagen präsentiert und erhielt gute Presse. Der damalige Direktor der AMAG, der ehemalige Rennfahrer Hans Stanek, kam danach in Oberhasli vorbei und schaute sich den ZARP an – und kaufte vorerst 6 Kits. Dubler hatte deutlich mehr erwartet, daher verfolgte er die Produktion nicht mehr weiter und widmete sich wieder seiner eigenen Rennkarriere. So wurde die Produktion nach 11 Formel V ZARP (komplette Fahrzeuge und Baukästen) im Jahr 1966 wieder eingestellt.

Marke und Typ: ZARP «Zürich Automobile Racing Partnership»
Technische Daten: 4-Zylinder Boxer Motor
Hubraum: 1 285 cm3
Leistung: 50 PS
1. Inverkehrsetzung: Einsatz ab 1966
Diverses: Das ausgestellte Fahrzeug – mit später veränderter Karosserie – trägt die Nr. 01/66

Fuchs Formel V

Heinz Fuchs arbeitete seit 1962 als Karosserieflaschner bei Porsche in der Versuchsabteilung. Als Ferdinand Porsche und von Hanstein 1965 die 10 Formel V aus den USA im Werk in Zuffenhausen zwischenlagerten, nahm Fuchs unbemerkt Masse und entwickelte heimlich ein eigenes Formel V 1200 Monoposto Rennfahrzeug. Dies zusammen mit seinem Freund, dem Porsche Versuchsfahrer Günther Steckkönig, in seiner Garage. Bei der grossen Präsentation der Formel V von Porsche war Fuchs mit seinem Modell ebenfalls vor Ort – zum Missmut von Porsche und von Hanstein. Er wurde nicht nur vom Rennplatz verwiesen, sondern auch am darauffolgenden Montag entlassen. Dies nutzte Heinz Fuchs für den Bau seiner eigenen Fahrzeuge. Zwischen Ende der 60er bis Mitte der 70er Jahre wurden viele Rennen und Titel mit der Marke Fuchs gewonnen.

Marke und Typ : Fuchs Formel V
Technische Daten : 4-Zylinder Boxer Motor
Hubraum: 1 276 cm3
Leistung : 50 PS
1. Inverkehrsetzung: Einsatz ab 1967

Die beiden Fahrzeuge wurden vom AMAG Classic Team aus Schinznach-Bad in Einsatzbereitschaft gebracht – hier einige Eindrücke der Rennwagen auf der Strecke:

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