Donnerstag, 24. Februar 2022

Vor 50 Jahren: Volkswagen wird Weltmeister

Ein Meilenstein der Volkswagen Geschichte findet am 17. Februar 1972 statt: Über 15 Millionen Mal vom Band gelaufen, bricht der VW Käfer den Produktionsrekord des bis dahin meistgebauten Autos der Welt, dem Ford T-Modell. Die enormen Verkaufszahlen des Klassikers ermöglichen es Volkswagen, in die Zukunft zu investieren und ab 1974 mit dem Golf eine neue Erfolgsgeschichte zu schreiben.

Anfang der 70er Jahre befindet sich die Volkswagenwerk AG in einer Phase des Umbruchs, das Unternehmen hat große Herausforderungen zu meistern. Ein starker Wettbewerb, gesättigte Märkte sowie neue Kundenbedürfnisse führen zu einem schwierigen Marktumfeld. Ersten Krisenanzeichen begegnet das Wolfsburger Automobilunternehmen mit kostensenkenden Maßnahmen im laufenden Betrieb. Auf der anderen Seite wird aber auch viel in eine neue Modellpalette investiert, welche Volkswagen mit dem Golf an der Spitze künftig wieder auf die Erfolgsspur zurückführen soll. Statt des bewährten luftgekühlten Boxermotors soll die neue Modellgeneration wassergekühlte Frontmotoren bekommen. Eine echte Revolution im Wolfsburger Automobilbau.

Erfolgsmodell VW Käfer als Wegbereiter

Ermöglicht hat diese Investitionen in die Zukunft samt Transformation der Modellphilosophie ein einziges Modell: der VW Käfer. In dieser Zeit des Umbruchs, kurz bevor er seinem Nachfolger, dem Golf, die große automobile Bühne überlässt, erreicht der Käfer noch einen bemerkenswerten Meilenstein: In der Halle 12 des Werks Wolfsburg läuft am 17. Februar 1972 gegen 13.45 Uhr ein Käfer 1302 S vom Band. Es ist der 15.007.034te in Serie montierte Wagen, der somit den Produktionsrekord der «Tin Lizzy», dem von 1908 bis 1927 von der Ford Motor Company gebauten Modell T, bricht. Seit Dezember 1945 in Serie produziert, ist der Käfer damit neuer Stückzahl-Weltmeister. Eine beachtliche Leistung für ein Modell, dem internationale Automobilexperten nach dem Ende des zweiten Weltkriegs keine lange Zukunft prophezeit hatten.

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Am 17. Februar 1972 gegen 13.45 Uhr rollt ein Käfer 1302 S vom Band und bricht den Produktionsrekord der «Tin Lizzy».

Blumen für den Rekord-Käfer

Selbst als Heinrich Nordhoff im Januar 1948 die Leitung des Volkswagenwerks übernimmt, begegnet er dem Käfer zunächst mit Skepsis. In den 1930er Jahren konstruiert, weist der Volkswagen noch etliche unzeitgemäße Mängel auf, die jedoch durch ständige Modellverbesserungen minimiert werden. Der ebenso zuverlässige wie wirtschaftliche Volkswagen wird bald nicht nur in der Bundesrepublik zum Bestseller, sondern auch auf vielen Exportmärkten zum Symbol des deutschen Wirtschaftswunders. Schon am 5. August 1955 wird das Produktionsjubiläum von einer Million Käfer gefeiert. Im November 1958 verleiht eine Jury aus Vertretern der fünf großen amerikanischen Ingenieurverbände an Ferdinand Porsche postum sowie an Heinrich Nordhoff und die gesamte Belegschaft des Volkswagenwerks den Elmer-Sperry-Preis für ihre Verdienste um Konstruktion, Herstellung und Verbreitung des Volkswagens. Nie zuvor war diese Auszeichnung für hervorragende Leistungen auf dem Gebiet des Transportwesens an Nicht-Amerikaner oder Vertreter der Automobilindustrie gegangen.

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Der 15.007.034te in Serie montierte VW Käfer
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Neun Jahre später, am 29. November 1967, läuft der zehnmillionste Käfer vom Band und am 17. Februar 1972 wird die 15-Millionen-Marke durchbrochen. Dieser Werktag wird zu einem Feiertag: Die Endmontage und der blaue Rekord-Käfer 1302 S werden mit Blumen dekoriert und der damalige Volkswagen Vorstandsvorsitzende Rudolf Leiding hält anlässlich der Stückzahlengroßleistung eine Laudatio.

«Der Weltmeister»

Noch länger feiern können die Kunden – mit einem eigens zu diesem Anlass aufgelegten Weltmeister-Sondermodell: Als Dankeschön von Volkswagen wird die Sonderserie als zeitlich begrenzte Verkaufsaktion vom 19. Februar bis 31. März 1972 angeboten. Und die Bestellungen geben der Idee recht – über 6.000 Kunden greifen zu. Seine reichhaltige Sonderausstattung steht dem Weltmeister-Käfer damals wie heute gut zu Gesicht. Die hauseigene Abteilung «Farben und Stoffe» hatte sich zuvor kräftig ins Zeug gelegt und eigens einen Farbton kreiert, dem die Interieurdesignerin Gunhild Liljequist einen sehr passenden Namen gibt: Marathon metallic.

Weitere Pluspunkte gegenüber der 1302-Basisversion sind sportliche Lemmerz-Weltmeisterfelgen, Halogenscheinwerfer, Doppeltonhorn, Rückfahrleuchten, beheizbare Heckscheibe, schwarze Cordsitze, Schalttafelpolsterung, aber auch praktische Dreingaben wie Fußraummatten und Gummischutzleisten an den Stoßstangen. Als Zugabe erhalten Weltmeister-Käufer eine charmante Accessoire-Auswahl: Neben einem Werkszertifikat gibt es einen Aufkleber, einen Schlüsselanhänger, einen Schmuckanhänger und eine Goldmedaille mit der Aufschrift «Der Weltmeister».

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